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Ort: Straßburg
Leider hatten sich zu dem von der Gesellschaft der Musikfreunde Donaueschingen angebotenen Ausflug zum „Festival Musica“ nur vier Interessierte angemeldet. Und so fuhren wir am Sonntag, den 29.09. im Privat-PKW ganz gemütlich durch den Schwarzwald nach Straßburg. Dort parkten wir das Auto zentral im Parkhaus „Opéra Broglie“, so dass wir alles, was wir im Laufe das Tages besuchen wollten – Münster, Teile der Innenstadt sowie die beiden Konzertsäle – bequem zu Fuß erreichen konnten.
Vom Place Broglie ging es zum „Haus Kammerzell“, dann über den Münsterplatz und am Münster vorbei zum „Palais Rohan“. Von da spazierten wir gemütlich am Ufer der Ill entlang ins Viertel „La Petite France“ bis zum „Barrage Vauban“, wo wir im Hintergrund die beeindruckende gläserne Silhouette des „Musée d’Art moderne et contemporain“ erkennen konnten. Am anderen Ill-Ufer fanden wir ein gemütliches Lokal für ein Mittagsmahl, um danach wieder zurück in Richtung Zentrum und von dort gegen 16.00 Uhr zur „Cité de la Musique et de la Danse“ zu gelangen – dem großartigen, modernen, am Ufer des „Bassin Vauban“ gelegenen Konservatorium Straßburgs.

Hier erlebten wir ein Konzert von vier glänzend aufgelegten Musikern aus Paris, die seit 1996 als „Quatuor Diotima“ Kompositionen vieler Komponisten des späten 20. Jahrhunderts aufführen. Das Streichquartett hat sich vorwiegend der zeitgenössischen Musik verschrieben, lässt sich jedoch in seinem Repertoire darauf nicht einschränken. An diesem Nachmittag brachte „Quatuor Diotima“ das Streichquartett „Bobok“ von François Sarhan (2002), dann das „2. Streichquartett op. 10“ von Arnold Schönberg (1907-1908) und danach Helmut Lachenmanns Streichquartett Nr. 3 „Grido“ (2001) zu Gehör. Wunderbar waren auch die zwei von der französischen Sopranistin Axelle Fanyo dargebotenen Lieder. Sie verzauberte am Ende des Konzerts mit ihrer kräftig warmen Sopranstimme das Auditorium.
Um 18.00 Uhr spazierten wir dann zügig durch die Innenstadt nach Norden zum „Palais des Fêtes“ in der Straßburger Neustadt – einem Veranstaltungs- und Konzerthaus aus den Jahren 1903 und 1921, seit 2007 denkmalgeschützt.
In diesem äußerlich im Jugendstil gehaltenen Haus erwartete uns eine komplett andere Atmosphäre. Das Auditorium mit den Stuhlreihen war rund um die zentral positionierte Computer- bzw. Synthesizer-Anlage angeordnet. An den vier Wänden waren kleine Bühnen mit Mikrophonen und sonstiger Technik für zwei Vokalisten – Sopran und Bass – und zwei Instrumentalisten – Trompete und Bassklarinette – aufgebaut. Wir waren sehr gespannt, was uns hier mit Karlheinz Stockhausens „Sirius“ aus den Jahren 1975 bis 1977 erwartete.

Wir erlebten in dem über 800 qm großen und 14 m hohen Festsaal mit „Sirius“ ein faszinierendes elektronisch-musikalisch-szenisches Spektakel, welches uns von den ersten Tönen bis zum Schluss nach 96 Minuten in den Bann zog.
Im Rahmen dieses Rückblicks den Aufbau und den Inhalt des vierteiligen Musikwerkes detailliert zu beschreiben, ist sicher nicht möglich. Doch um einen ersten Eindruck zu vermitteln: Vier Raumschiffe landen mit Astronauten auf der Erde, um ihre Botschaften zu überbringen. Die vier Solisten beschäftigen sich, nach ihrer jeweiligen Vorstellung, unter anderem mit den Himmelsrichtungen, den Jahreszeiten, den Tierkreiszeichen und den Bewegungen der Sterne, aber auch mit dem Evangelium. Stockhausens Komposition ist eine in die Zukunft weisende Kombination aus elektronischer Musik, Gesang und Instrumentalmusik, die idealerweise im „Raum“ dargeboten werden soll, am besten unter freiem Himmel, unter den Sternen.
Trotz aller imposanten Eindrücke werden die Sinnhaftigkeit und der Inhalt der Komposition nicht jedem im Auditorium verständlich gewesen sein. Aber: Es hat sich gelohnt, es war ein tolles Erlebnis.