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Ort: Basel - Reservierung abgeschlossen -
Einakter von Richard Strauss – Uraufführung Dresden 1905
„Wie schön ist die Prinzessin Salome heute Nacht!“
Am 26.3.2023 besuchte eine ansehnliche Gruppe von Musikfreunden die Oper „Salome“ von Richard Strauss. Die Vorstellung in dem großzügigen und modern gestalteten Theater Basel war nahezu ausverkauft.
Die Oper „Salome“ war Richard Strauss‘ 3. Opernwerk (1905 Uraufführung in Dresden) und schon damals umstritten, von Traditionalisten gar verachtet, wurde sie dennoch oft gespielt. Sie begründete seinen großen Erfolg als Opernkomponist. Aus einem aus dem Französischen übersetzten und von ihm stark gekürzten Text von Oskar Wilde schuf er selbst das Libretto und somit eine der ersten Literaturopern – mithin die erste Oper der Moderne.
Die Handlung spielt am festlichen Hofe des Tetrarchen Herodes II Antipas in Galiläa und beschreibt die gestörten Beziehungen in der Herrscherfamilie. Salome ist die Stieftochter des Herodes Antipas und die Tochter seiner Frau Herodias, ehedem Gattin des auf sein Geheiß ermordeten Bruders. In einem Aufzug schildert die Oper in vier Bildern Salomes Weg vom trotzigen Kind über die verliebte Kindfrau zur mörderischen Femme fatale.
Salome fordert von ihrem lüsternen Stiefvater als Gegenleistung für den von ihm verlangten und ihm schließlich gewährten „Tanz der 7 Schleier“ den Kopf des Jochanaan. Jochanaan, der von Herodes gefangen gehaltene Prophet, hatte sich dem leidenschaftlichen Werben der Salome – Blick, Berührung, Kuss – widersetzt und diesem letztlich widerstanden. Im letzten Bild findet Salome ihre Erfüllung im Kuss des abgetrennten Kopfes des Propheten. Jetzt gibt der Tetrarch den Befehl, Salome zu töten.
Eindringlich und packend war die Inszenierung von Herbert Fritsch, der auch das sehr strahlend-farbige, in Gold und dunkelblau gehaltene Bühnenbild schuf. Heather Engebretson interpretierte die Salome ungewohnt: Zunächst ein wenig naiv und trotzig gegen die Eltern aufbegehrend, verfällt sie in kindlich-schwärmerische Bewunderung für die Schönheit des Jochanaan, die infolge der Zurückweisung auf der einen Seite und dem Begehren des Stiefvaters auf der anderen in mörderische Leidenschaft gipfelt. Das Königspaar, dargestellt von Jasmin Etezadzadeh als Herodias und Peter Tantsits als Herodes, tritt als durchweg verrücktes Paar auf. Jason Cox als Jochanaan überzeugte stimmlich mit seinen düsteren und drohenden Mahnungen und Warnungen.
Clemens Heil dirigierte das Sinfonieorchester Basel. Die hochemotionale, sich immer mehr steigernde Musik, die zum Zeitpunkt der Erstaufführung mit ihren Dissonanzen und einer ungewohnten Bitonalität weit in die Moderne wies, faszinierte das Publikum über gut 100 Minuten.
„Salome“ ließ uns etwas verstört zurück. Dekadenz und moralische Verdorbenheit in dieser Ausprägung ist sicher ungewohnt und beschreibt wohl Teile der Gesellschaft des „Fin de Siècle“. Es gibt dazu ein Zitat von Richard Strauss: Die auftretenden Figuren sind „lauter perverse Leute, und, nach meinem Geschmack, der perverseste der ganzen Gesellschaft ist – der Jochanaan.“ (Richard Strauss gegenüber Franz Schreker aus Albert Gier: Salome, Literatur wird Oper, Vortrag in der Staatsoper unter den Linden, Berlin, 2000, S. 10)
Herodes befiehlt: „Man töte dieses Weib!“